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AutorenbildTanja Loibl

Anämie: Einteilung, Allgemeinsymptome, Eisenmangelanämie - Begleittext zu Folge 49

Aktualisiert: 15. Aug. 2022




Hallo und herzlich willkommen zu Folge 49.

Heute beschäftigen wir uns mit den verschiedenen Arten von Anämie. Wir überlegen, was eine Anämie ist, und verschaffen uns zunächst einen Überblick, wie das Thema Anämien eingeteilt werden kann. Dann schauen wir allgemeine Anämie-Symptome an, die also bei jeder Art von Anämie auftreten können. Als letztes lernen wir etwas über die Eisenmangelanämie, um in der nächsten Folge die restlichen wichtigen Anämieformen detaillierter zu besprechen.


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Definition Ao, zum Thema: Anämie – was ist das überhaupt?

Eine Anämie, im Volksmund auch Blutarmut genannt, ist definiert als ein Mangelzustand entweder an Erythrozyten, Hämoglobin oder Hämatokrit. Häufig sind auch alle drei Werte betroffen.


Das ist eine gute Gelegenheit für eine erste Wiederholung:

Wie lauten die Normwerte für Erythrozyten, Hämoglobin und Hämatokrit?


Man kann die Anämie nach verschiedenen Kriterien einteilen.


Einteilung der Anämien nach der Ursache


Wenn wir uns anschauen, wieso es überhaupt zu einer Anämie kommt, haben wir die erste Kategorie für die Einteilung, die Einteilung nach der Ursache. Grundsätzlich muss für eine normal ablaufende Erythropoese die Niere ordentlich funktionieren, das Knochenmark gesund sein und die benötigten Baustoffe und Vitamine wie Eisen, B-12 und Folsäure vorhanden sein. Und, bei einem eventuellen Blutverlust, muss dieser möglichst schnell wieder kompensiert werden. Damit sind wir bei der ersten Einteilungskategorie, der Verlustanämie.


1. Verlustanämie:

a. Sie kann entstehen durch akute oder chronische Blutungen. Hierbei ist vor allem wichtig, dass der Ursache der Anämie immer detektivisch auf den Grund gegangen wird. Es könnte sich z. B. um Sickerblutungen im Verdauungstrakt handeln, bedingt durch Geschwüre oder Darmentzündungen, die sich evtl. „nur“ in den Anämiesymptomen zeigen und nur so erkannt werden.


b. Frühzeitiger Abbau

  • Hämolytische Anämie, z. B. aufgrund der Form der Erythrozyten. Diese ist verändert bei einer Kugelzellanämie oder einer Sichelzellanämie (-> Gefäßverschlüsse!), auch bei der Thalassämie (vererbte Hämoglobinsynthesestörung). Das schauen wir uns aber nochmal gezielt an.

  • Erhöhte Milztätigkeit (Hypersplenismus): Wenn die Milz aus irgendeinem Grund (z. B. aufgrund einer Infektion) mehr arbeitet als sonst, sich evtl. sogar vergrößert, baut sie mehr Blutzellen ab. Daraus kann auch eine Panzytopenie entstehen, wenn zusätzlich die Leukozyten und die Thrombozyten vermindert sind.


2. Bildungsstörung durch verminderte Hämoglobinsynthese

a. Eisenmangelanämie -> häufigste Ursache einer Anämie

b. Chronische Erkrankung (anemia of chronic disease (ACD)) -> zweithäufigste Ursache einer Anämie. Eisenverwertungsstörung u. verringerte Erythrozytenbildung, z. B. Tumor, chronische Infektionen -> normo- oder mikrozytär.

Achtung: Ferritin ↑, Transferrin ↓. Wie das bei den anderen Anämieformen ist, siehst du später noch.


3. Verminderte Zellbildung

a. Megaloblastäre Anämie. Der Name ist Programm: Megalo, also sehr groß, blastär kommt von Blasten. Die Vorstufen der Erythrozyten sind hier also überdurchschnittlich groß und auch die Erythrozyten, weil es z. B. aufgrund eines B12- oder Folsäuremangels zur verzögerten Zellteilung kommt. Diese vergrößerten Erythrozyten bleiben wiederum im Netz der Milz hängen und werden verfrüht abgebaut. Außerdem stockt auch der Nachschub aus dem Knochenmark aufgrund der Entwicklungsstörung. Die beiden Formen schauen wir gesondert nochmal an.

b. Aplastische Anämie: Im Knochenmark werden nicht genügend neue Blutzellen produziert, z. B. aufgrund einer Knochenmarkschädigung durch Strahlung oder Medikamente wie Antibiotika

c. Verdrängung der normalen Erythropoese durch Knochenmetastasen, Leukämien oder Lymphome

d. Renale Anämie im Verlauf einer chronischen Niereninsuffizienz -> Erinnerst du dich, was die Niere mit der Blutbildung zu tun hat? Sie bildet Erythropoetin. Wenn dieses fehlt, dann auch der Anreiz für das Knochenmark, Erythrozyten zu bilden.


Einteilung der Anämien nach der Form der Erys

  • Größe: Normozytär, mikro- oder makrozytär.

  • Form: Kugelzellanämie, Sichelzellanämie


Zeit für eine weitere Wiederholung:

Wann spricht man bei den Erythrozyten von normozytär?


Einteilung der Anämien nach dem Hämoglobingehalt

  • normochrom, hyper- oder hypochrom

Du ahnst es schon, noch eine Wiederholungsfrage:

Wann spricht man bei den Erythrozyten von normochrom?


Einteilung der Anämien nach dem Verlauf

  • Akut kann es zur Anämie kommen durch innere und äußere Blutungen

  • Chronisch Anämien sind häufiger. Unter diese Gruppe fallen alle anderen Ursachen.


Natürlich kann man hier nicht von schwarz-weiß sprechen, sondern die Einteilung und die Formen überschneiden sich! Ich finde es aber sehr hilfreich, für sich eine gute Struktur im Kopf zu haben. Anämie ist ein beliebtes Prüfungsthema, wenn du da keinen Fahrplan hast, kommst du vom Hölzchen aufs Stöckchen oder in Normaldeutsch, du schwafelst rum und die Prüfer werden ungeduldig.



 


Schauen wir uns noch an, was alle Anämien gemeinsam haben.


Die Alllgemeinen Anämie-Symptome


  • Haut-/Schleimhautblässe. Diese beurteilt man v. a., indem man die Bindehauttaschen der Augen betrachtet, denn eine Hautblässe kann viele andere Ursachen haben, z. B. einfach nur eine blasse Konstitution. Bei der Anämie ist die Blässe durch den Mangel an Hämoglobin verursacht, welches ja sonst – wenn es gut oxygeniert ist, für die rote Farbe des Blutes verantwortlich ist.

  • Herz-Kreislaufsystem:

    • Tachykardie: Der Organismus versucht, trotz vermindertem Sauerstoff durch die erhöhte Frequenz genug zu den Organen zu transportieren. Die Patienten schildern dann häufig ein wahrgenommenes Herzklopfen.

    • Systolisches Herzgeräusch (erhöhte Strömungsgeschwindigkeit durch die Tachykardie)

    • Ohrensausen

    • Kardial bedingte Ödeme, vor allem bei lang andauernden Anämien, da diese das Herz belasten.

  • Atemwege

    • Atemnot bei Belastung. Wenn deine Praxis also im 4. Stock liegt und die Patientin beim Reinkommen nach Luft schnappt, könnte es an einer Anämie liegen oder sie ist ein wenig aus der Form.

    • Wenn die zentrale Sauerstoffunterversorgung nicht mehr richtig funktioniert, könnte eine Hyperventilation eintreten.

  • Neuromuskuläre Symptome:

    • Der Sauerstoffmangel im ZNS macht sich mit Müdigkeit, Schwindel und Kopfschmerzen bemerkbar. Außerdem kann es zur Schlaflosigkeit, zu Konzentrationsstörungen bis hin zu Schwarzwerden vor den Augen kommen. Die Patienten bemerken eine Leistungsminderung und klagen über kalte Extremitäten oder auch eine allgemeiner Kälteempfindlichkeit.



 


Eisenmangelanämie


Definition: Bei der Eisenmangelanämie handelt es sich um eine mikrozytäre, hypochrome Anämie aufgrund von Eisenmangel. Es liegt also eine Blutbildungsstörung vor. Mit 80% ist sie die am weitesten verbreitete Anämieform, v.a. Frauen im gebärfähigen Alter sind davon betroffen.


Ursachen:

  • Hauptursache: Blutungen akut oder chronisch, z. B. durch Magen-/Darmgeschwüre, Zwerchfellhernien, Hämorrhoiden, Krebserkrankungen oder eine verstärkte Regelblutung

  • Mangelhafte Zufuhr, beispielweise bei Menschen, die sich vegan ernähren. Man kann auch mit veganer Ernährung super mit allen Nährstoffen (außer B12) versorgt sein, aber man muss sich ein wenig damit auseinandersetzen oder sich von einem Ernährungsberater schlau machen lassen. Es gibt einige Tricks, wie die Aufnahme auch von pflanzlichem Eisen verbessert werden kann, z. B. mit Ascorbinsäure. Übrigens, falls du Bedarf hast, meld dich gerne bei mir. Ich bin vegane Ernährungsberaterin, aber das nur am Rande.

  • Verminderte Eisenaufnahme. Eisenmangel kann aufgrund einer Malabsorption entstehen. Zum einen brauchen wir genügend Magensäure, um die Eisenionen, die an Nahrungsproteine gebunden sind, zu denaturieren, zum anderen muss der Darm intakt sein, um das Eisen richtig aufnehmen zu können

  • Erhöhter Eisenbedarf, z. B. im Wachstum, in der Schwangerschaft, Stillzeit, bei Infektionskrankheiten oder Tumorerkrankungen

  • Eisenverteilungsstörungen, z. B. bei Krebserkrankung oder chronischen Erkrankungen


Pathogenese:

  • Eisen als „Baustoff“ von Hämoglobin fehlt, deshalb kommt es zu mikrozytären und hypochromen Erys


Symptome: zusätzlich zu den allgemeinen Anämiesymptomen von vorhin kommt es zu Symptomen an Haut, Schleimhaut und Hautanhangsgebilden. Es kommt zu

  • trockener, spröder, rissiger Haut

  • eventuell zu Mundwinkelrhagaden, so bezeichnet man schmerzhafte Einrisse an den Mundwinkeln

  • brüchigen Haaren und Nägeln, Dellen, Hohlnägel

  • Schleimhautatrophie mit Zungenbrennen, man spricht hier auch vom Plummer-Vinson-Syndrom.


Diagnose je nach Eisenmangelstadium:

Bei der Diagnose eines Eisenmangels sind mehrere Laborparameter wichtig. Dazu zählen neben der Anzahl, Größe und dem Volumen der Erys das Ferritin und das Transferrin.

Ferritin ist der Wert, der zeigt, wie gut der Eisenspeicher gefüllt ist. Transferrin wiederum ist das Transporteiweiß für Eisen, also die Lkw, die das Eisen von den Abbaustätten zu den Blutbildungsstätten transportieren. Manchmal wird auch noch die Transferrinsättigung gemessen, also wie voll die Lkw mit Eisen beladen sind.

Je nach Befund teilt man die Eisenmangelanämie in 3 Stadien ein:

  • Prälatentes Stadium: Transferrin normal oder erhöht, Ferritin erniedrigt. Ferritin ist empfindlicher zum Aufdecken einer Anämie als Transferrin. In diesem Stadium bemerkt der Patient keine Symptome.

  • Latentes Stadium: Transferrin ↑, Ferritin ↓, Symptome können bestehen

  • Manifestes Stadium: Transferrin ↑, Ferritin ↓, zusätzlich Hämoglobin, Anzahl der Erys u. Hämatokrit ↓, Symptome bestehen

Grundsätzlich sind bei allen Stadien MCV und MCH erniedrigt, da es sich ja laut Definition um eine mikrozytäre, hypochrome Anämie handelt. Außerdem können Hämoglobin, nach dem Anfangsstadium die Erythrozytenzahl und evtl. auch die Retikulozytenanzahl vermindert sein.


Therapie:

CAVE: Es muss immer sorgfältig nach der Ursache gefahndet und falls möglich behandelt werden! Gerade die Gefahr von Blutungen, die so aufgedeckt werden können, ist nicht zu unterschätzen.

Die Therapie besteht auf jeden Fall in der Substitution von Eisen. Diese erfolgt so lange, bis sich die Blutwerte normalisiert haben und weitere sechs Wochen.

Es kann oral zweiwertiges Eisen in Kombination mit Vitamin C zur besseren Aufnahme verordnet werden.


Wenn du eine solche Therapie verordnen solltest, können folgende Hinweise für die Patienten hilfreich sein:

  • Einnahme am besten zwischen den Mahlzeiten, damit genügend Abstand zu Koffein, Kalzium, usw. bleibt.

  • Es kann zur Obstipation oder auch Übelkeit kommen. Dann sollte evtl. nochmal ein anderes Produkt getestet werden. Ich habe gute Erfahrungen mit einem flüssigen Pflanzensaft gemacht.

  • Bei Eisensubstitution ist es normal, wenn der Stuhl dunkel gefärbt ist.


Eine parenterale Gabe ist aufgrund möglicher schwerer Nebenwirkungen nur bei Aufnahmestörung oder Nebenwirkungen der oralen Therapie wie Geschwürbildung anzuraten.



 



So, ich denke, das ist für diesen heißen Sommertag genug. Und das ist auch mein Stichwort: Die Wissensreise verabschiedet sich in die Sommer-Urlaubs-Pause für ca. 3 Wochen. Vielleicht gibt es aber auch schon früher die nächste Folge mit den weiteren Anämien, mal sehen, wie viel Arbeit im Urlaub drin ist.


Und für die Coachies oder für die, die jetzt mit der Prüfungsvorbereitung anfangen und sich von mir begleiten lassen möchten: ich bin trotzdem für euch da, keine Sorge! Denn der Prüfungstermin steht 😉 Meldet euch gerne, wir finden einen Termin.



Falls du mehr davon möchtest,

unterstütze mich gerne auf Steady :-)





Also, habt schöne Sommerwochen, schreibt mir gerne und tretet am liebsten der Wissensreise bei Steady bei, damit es noch viele weitere Folgen geben kann.


Bis bald,

tschüss





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