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Blutparameter - Begleittext zu Folge 48


Hallo und herzlich willkommen zu Folge 48 auf unserer Reise. Heute beschäftigen wir uns mit verschiedenen Blutparametern. Einige Kennzahlen hatten wir schon, zum Beispiel die Anzahl der Erys, Leukos usw., dazu kommen heute Kennzahlen wie MCH, MCV und einiges mehr. Vorsicht, es wird also sehr zahlenlastig.


Zunächst aber ein herzliches Willkommen: Liebe Christine, es freut mich, dass du Teil der Wissensreise-Unterstützer geworden bist. Lieben Dank dafür.


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Hier der Link zu



Kurzwiederholung


OK, starten wir mit einer Kurzwiederholung.



Thrombozyten – was fällt dir spontan dazu ein?

Was ist die Folge einer Thrombozytopenie?

Was ist die Folge einer Thrombozytose?

Welche Phasen unterscheidet man bei der Hämostase und was ist ihr jeweiliges Ziel?

Erkläre die gemeinsame Endstrecke.

Welche Proteine spielen bei der Blutgerinnung zusätzlich eine Rolle?

Welche Störungen der Hämostase kennst du?




Untersuchung des Blutes


Diagnostik von Blutgerinnungsstörungen


In der letzten Folge haben wir am Ende kurz über den Quick-Wert gesprochen. Daran knüpfen wir jetzt an und schauen uns als Erstes nochmal die Diagnostik von Störungen der Hämostase an.


Weißt du noch, welche diagnostischen Werte für eine Störung der primären Hämostase wichtig sind?


Die Thrombozytenzahl und die Blutungszeit. Für die Blutungszeit wird mit einer Lanzette ein kleiner Stich vorgenommen und gemessen, wie lange es dauert, bis die Blutung zum Stillstand kommt. Der Normwert liegt hier je nach Testverfahren zwischen 2 und 5 Minuten.


Für Störungen der sekundären Hämostase gibt es mehrere Tests. Wichtig für uns sind vor allem der Quick-Wert und die INR.


Quick-Wert

Letztlich wird bei der Quick-Wert Bestimmung das Blut des Patienten verglichen mit einer Art Normblut. Es wird überprüft, wie stark das Normblut verdünnt werden muss, um die Gerinnungsdauer des Patientenblutes zu erreichen. Dabei wird dem Patientenblut ein Faktor hinzugegeben, Thromboplastin, der das extrinsische System anschubst. Wichtig für uns ist, zu wissen, was der Wert bedeutet. Eine Gerinnungsaktivität von 100 % ist der Ausgangswert, zwischen 70 und 120% liegt der Normbereich. Wenn ein Patient einen Quick-Wert von 50% hat, bedeutet es, dass das Normblut auf 50% verdünnt werden muss. Mit anderen Worten: Das Patientenblut braucht doppelt so lange, bis Fibrin gebildet wird.

Das Problem bei der Messung des Quick-Wertes ist, dass die Werte nicht vergleichbar sind. Jedes Labor kann eine andere Art von Thromboplastin nutzen, so dass es auch unterschiedliche therapeutische Zielbereiche gibt. Sie liegen bei einem Patienten, dessen Blutgerinnungsfähigkeit herabgesetzt werden soll, zwischen 10% und 35%.


INR

Aufgrund dieser Schwierigkeiten bei der Vergleichbarkeit wurde ein Korrekturfaktor eingeführt und so die International Normalized Ratio, kurz INR, geschaffen. Dieser Wert ist genormt, also international vergleichbar und ersetzt mehr und mehr den Quick-Wert. Kompliziert für uns ist nur, dass es hier genau umgekehrt ist. Ausgangswert ist 1, Normbereich ist ca. 0,85 – 1,15. Hier würde jetzt eine INR von 2 dasselbe bedeuten, wie der Quick-Wert von 50%. Der therapeutische Zielbereich liegt dementsprechend bei 1,5 bis 4,5.

Quick und INR sind bedeutsam bei Vitamin-K-Mangel, bei einer Synthesestörung der Gerinnungsfaktoren, also insbesondere bei Lebererkrankungen, und man nutzt die Werte zur Überwachung einer Cumarintherapie. Wir hatten in der letzten Folge ja schon über Marcumar und Vitamin-K gesprochen.

Falls du jetzt auch noch die restlichen Werte wissen möchtest, voilà:

Bei Hämophilie oder der Überwachung einer Heparintherapie wird die partielle Thromboplastinzeit PTT gemessen. Sie gibt an, wie viele Sekunden es dauert, bis es zur Bildung von Fibrinfäden kommt ab Aktivierung des intrinsischen Systems.

Und dann noch die Thrombinzeit TZ oder Plasmathrombinzeit PTZ: Hier wird Thrombin zugegeben und gemessen, wie viele Sekunden es dauert, bis Fibrinfäden entstehen. Der Test kann z. B. Hinweise auf einen Fibrinmangel geben oder zur Überwachung einer Fibrinolysetherapie genutzt werden.

Das soll aber reichen. Mit Quick und INR im Kopf bist du bestens ausgerüstet.



Kleines Blutbild

Schauen wir uns mal das Blutbild als wichtigen diagnostischen Hinweisgeber an. Wir beginnen mit dem kleinen Blutbild.

Mengenmäßig, also quantitativ werden hier i. d. R. die Leukozyten, die Erythrozyten, die Thrombozyten und meist auch die Retikulozyten bestimmt. I. d. R deshalb, weil es hierüber keine einheitliche Vorschrift gibt. Die jungen Erys betragen laut Normbereich zwischen 0,5 und 2,4% der Erythrozyten. Die Anzahl der drei Blutzellarten solltest du schon kennen. Sonst wiederhole sie gerne nochmal, die müssen für die Prüfung auf jeden Fall sitzen.

Zusätzlich werden die Hämoglobinkonzentration, der Hämatokrit, MCV und MCH bestimmt. Und ja, auch diese Werte musst du kennen. Also, hier schonmal zum Einprägen:


Hämatokrit hatten wir schon. Falls du dich nicht erinnerst, hör gerne nochmal in Folge 45 rein oder lies im Begleittext auf der Homepage nach.


Hämoglobin: Der Hämoglobingehalt des Blutes kann im Labor gemessen werden. Er beträgt bei der Frau 12 – 16 g/dl, beim Mann 14 – 18 g/dl.


MCV ist die Abkürzung für mittleres korpuskuläres Volumen. MCV, weil es eine Abkürzung für den englischen Begriff ist, wobei m für mean steht und c für corpuscular. Das MCV gibt also an, wie groß ein Erythrozyt im Durchschnitt ist. Das Volumen wird hier in der Einheit femtoliter angegeben. Hast du noch nie gehört? Ne, das ist auch wirklich winzig. Stell dir vor, du teilst einen Liter durch 1000, dann bist du bei ml, nochmal durch 100 bist du bei µL (Mikroliter), dann bei nL (Nanoliter), dann bei pl (Picoliter) und letztlich bei fL (femtoliter). Also haben wir jetzt fünfmal durch 1000 geteilt.

Heute kann das MCV apparativ bestimmt werden, früher wurde dafür der Hämatokritwert durch die Erythrozytenzahl geteilt.




Mit einem Normvolumen von 80 – 96 fL sind die Erythrozyten einfach außerhalb jeglicher Vorstellungskraft klein. Man sagt dann, sie sind normozytär.

Sind sie noch kleiner, heißen sie mikrozytär. Falls du fortgeschritten bist, für welche Erkrankung wäre das typisch? Eisenmangelanämie z. B., genau.

Sind sie größer, heißen sie makrozytär. Du ahnst schon die Frage an die Fortgeschrittenen: Wann wäre das der Fall? Makrozytäre Erys sprechen z. B. für eine Vitamin-B12- oder Folsäuremangelanämie, genau.

MCH ist entsprechend der vorigen Erklärung die Abkürzung für ins deutsche übersetzt „mittleres korpuskuläres Hämoglobin“. Die Formel hierfür lautet Hämoglobin geteilt durch Erythrozytenanzahl. Also zur Vorstellung: wie viel Hämoglobin sitzt auf einem Erythrozyten. Die Einheit ist hier Picogramm. Falls es dich interessiert, kannst du entsprechend der Erklärung zu Picoliter von eben ableiten, wie man dazu kommt.





Liegt das MCH im Normbereich von 28 bis 32 pg, spricht man von normochrom. Ist der durchschnittliche Erythrozyt weniger mit Hämoglobin beladen (und damit weniger gefärbt, daher das chrom), heißt er hypochrom, im umgekehrten Fall hyperchrom.




 

Lerntipp:

Wenn du die Werte ganz genau wissen möchtest, dann lernst du also

80 – 96 fL für MCV. Etwas einfacher wäre Folgendes: Das MCV beträgt im Durchschnitt 90 fL, weicht es mindestens 10% ab, sind die Erys mikro- bzw. makrozytär. Genauso geht es beim MCH. Durchschnitt 30 pg, Abweichung um mind. 10%, hypo- bzw. hyperchrom.



 


MCHC

Ein weiterer Wert ist MCHC. Falls dir jetzt schon schwindelig von den ganzen Werten ist, atme tief durch. MCHC ist nicht so relevant, warum erkläre ich gleich. Ich will sie trotzdem nicht weglassen, weil ich weiß, dass viele über diesem Wert grübeln und ihn nicht verstehen. Also, jetzt nur zum Verständnis – hoffentlich, nicht unbedingt zum Auswendiglernen.

MCHC ist die Abkürzung für mittlere korpuskuläre Hämoglobinkonzentration, Der Normwert beträgt 330 g/L Erythrozyten bzw. 33 g/dL. Das bedeutet, die MCHC zeigt uns, dass im Normalfall ca. 1/3 der Erythrozytenmasse aus Hämoglobin besteht. Berechnet wird sie, indem man den Wert für Hämoglobin durch Hämatokrit teilt. Falls du mathematisch bewandert bist, siehst du anhand der Formel, dass hier also eigentlich MCH durch MCV geteilt wird. Das erklärt, warum die MCHC entbehrlich ist. Bei vielen Erkrankungen sinken oder steigen beide Werte gleichzeitig, so dass MCHC trotzdem im Normbereich sein kann. Nimm als Beispiel die Eisenmangelanämie.



Falls du fortgeschritten bist, weißt du, was hier mit MCH und MCV passiert? Sowohl MCH als auch MCV sinkt. MCHC bliebe also unverändert. Denn wenn du erst 30/90 teilst, kommt 33% raus und wenn du dann beispielsweise 24/72 teilst genauso. Also, weg von der Mathematik, ich schweife schon wieder ab. MCHC besagt in der Regel, dass 1/3 der Erythrozytenmasse aus Hämoglobin besteht, damit sollte es gut sein.



Großes Blutbild


Gut, soviel zu den Werten im sogenannten kleinen Blutbild. Wird ein großes Blutbild gemacht, beinhaltet diese zusätzlich das weiße Differentialblutbild. Hier werden die Untergruppen der Leukozyten bestimmt. Erinnerst du dich an die Eselsbrücke mit den Affen und Bananen? Ist dir übrigens schonmal aufgefallen, dass im Logo der Wissensreise ein Affe mit im Spiel ist? Ah, ich schweife ab.

Also, „Never let sweet monkeys eat bananas“ haben wir in der letzten Folge schon wiederholt, also verschon ich dich diesmal damit.


Veränderungen im weißen Differentialblutbild


können auf verschiedene Ursachen hinweisen. Es könnte sich zum Beispiel um eine bakterielle Infektion handeln. Falls du fortgeschritten bist, drück auf Pause und überlege, welche Leukozyten in welcher Infektionsphase erhöht sind.


Bakterielle Infektion


Bei einer bakteriellen Infektion herrscht meist eine Leukozytose vor. Der typische Verlauf sieht wie folgt aus. Es gibt natürlich aber auch andersartige Verläufe.

Man teilt ein in die neutrophile Kampfphase, die monozytäre Überwindungsphase und die lymphozytär-eosinophile Hielphase.

Neutrophile Kampfphase: Im ersten Stadium sind die Granulozyten als erste Kämpfer erhöht. Normalerweise die segmentkernigen, also die reifen Granulozyten. Schaffen die es nicht alleine, werden vermehrt neue Granulozyten nachproduziert, das heißt, die segmentkernigen steigen an. Dies ist die bekannte Linksverschiebung, die die akute Phase einer bakteriellen Entzündung anzeigt.

Monozytäre Überwindungsphase: Zwischen dem 4. Und 7. Tag einer bakteriellen Infektion erhöht sich die Monozytenanzahl.

Lymphozytär-eosinophile Heilphase: Ab dem 7. Tag übernehmen die Lymphozyten, es kommt also zur Lymphozytose und zur Eosinophilie, weil die Eosinophilen die Immunkomplexe aufräumen.


Virale Infektion


Kennst du noch die Besonderheit von Viren im Gegensatz zu Bakterien? Viren brauchen Wirtszellen, um sich zu vermehren. Sie besiedeln also meistens Zellen, und zwar Abwehrzellen, also Leukozyten. Meist sind es Monozyten, die den Erreger phagozytieren und sich meist gleich selbst dabei mit vernichten. Deshalb kommt es bei viralen Infektionen typischerweise zur Leukopenie, aber auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel.


Weitere Ursachen


Das weiße Differentialblutbild kann in sich auch verändert sein bei Stress (erhöhter Cortisolspiegel, schauen wir uns beim Kapitel Endokrionologie nochmal an), Leukämie, immunsuppressiver Therapie, granulomatösen Erkrankungen wie Tuberkulose. Bei diesen Erkrankungen wären vor allem die Monozyten verändert. Bei Leukämie können natürlich alle Zellen betroffen sein, bei Allergien wären insbesondere die Eosinophilen erhöht, evtl. auch die Basophilen.


Gut, ich denke, die Folge heute war sehr zahlenlastig. Deshalb will ich nicht übertreiben und beende sie an dieser Stelle.


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Ich freu mich über eure Kommentare, Emails, über neue Abonnenten und Coachies und vor allem auf die nächste Folge.


In diesem Sinne, viel Spaß beim Wiederholen und lernen.

Tschüss



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